Bianca Winkelmann MdL

Umweltverträgliche Zusammensetzung und Entsorgung von Reitböden in NRW sicherstellen!

(Drucksache 17/4793)
 
(Video verfügbar)

Auszug aus dem Plenarprotokoll vom 18. September 2019:

Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! 3,89 Millionen Menschen bezeichnen sich bundesweit als Reiter. Der uns vorliegende Antrag der Grünen betrifft also eine große Anzahl von Bürgern, mich übrigens auch, denn auch ich gehöre zu den Menschen, die sich dem Reitsport verbunden fühlen. Nordrhein-Westfalen kann sich mit Fug und Recht als Pferdeland bezeichnen. Allein über 50.000 Pferde werden in Westfalen gehalten. Weit über 100.000 Mitglieder sind in Westfalen nach Angaben des LWL in fast 600 Reitvereinen organisiert. Sind all diese engagierten Tierhalter und ihre geliebten Vierbeiner dauerhaft toxischen Einflüssen und Belastungen aus Feinstaub und Mikroplastik ausgesetzt? – Mit dieser Frage beschäftigen die Kollegen der Grünen sich und uns alle, eine Anzahl von Sachverständigen und selbstverständlich auch die Presse seit mittlerweile fast neun Monaten. Leider hat die Frau Kollegin Brems schon den Saal verlassen. Tatsächlich sind auch Anträge der Grünen manchmal neun Monate lang unterwegs. Um eines noch einmal ganz klar zu sagen: Gesundheitsgefährdendes Material gehört nicht in Reitböden, und nichtorganische Zuschlagstoffe gehören nicht auf Ackerflächen entsorgt.

Das Ganze –und dafür war die Anhörung im Aus-schuss dann doch sehr zielführend –ist auch im Abfallrecht, im Kreislaufwirtschaftsrechts geregelt, wie wir alle in dieser Anhörung erfahren haben. Gibt es das von Ihnen im Antrag monierte Entsorgungsproblem also wirklich? Böden in Reitanlagen müssen für die verschiedenen Disziplinen des Reitsports geeignet sein. Die Dressurreiter beispielsweise bevorzugen für ihre Pferde elastische Böden, Springreiter benötigen guten Grip, damit die Pferde in engen Wendungen zwischen den Hindernissen und bei Absprung und Landung nicht wegrutschen. Rutschen wollen hingegen Westernreiter bei Sliding Stops, sie bevorzugen daher weiche, bewegliche Böden. Wieder anders ist das bei den Voltigierern. Sie haben von allen Pferdesportlern den direktesten Kontakt mit den Böden und benötigen deshalb einen federnden, elastischen Boden, der sowohl die Gelenke der vierbeinigen Sportkameraden als auch die der turnenden Kinder und Jugendlichen schont. Bei diesem komplexen Thema geht es uns auch um die Gesundheit der Pferde. Zuschlagstoffe in Reitböden sind gelenkschonend und bieten den Pferden einen höheren Laufkomfort. Reitsport in den höchsten Leistungsklassen, der in Deutschland auf einem enorm hohen, internationalen Spitzenniveau stattfindet, wäre ohne gut aufbereitete Sandböden gar nicht mehr erlaubt. Dass die Staubbelastung in Reithallen ähnlich wie beispielsweise an vielen Industriearbeitsplätzen höher ist als auf einem Rasenplatz oder in einem Schwimmbad, lässt sich nicht wegdiskutieren. Genau deshalb werden Zuschlagstoffe dazugegeben, um Staub und Wasser zu binden. Einen weiteren Aspekt sollten wir bei dieser Diskussion nicht aus den Augen verlieren. Im harten Wettbewerb der Hersteller von Reitböden zeigt eine nur kurze Recherche im Internet, dass diese mit der Umweltverträglichkeit ihrer Produkte werben und sich die Unbedenklichkeit auch durch unabhängige Prüfer zertifizieren lassen. Bei Vorschriften, wie sie laut dem uns vorliegenden Antrag nur für NRW angedacht sind, muss in diesem Bereich mit einer Wettbewerbsverzerrung gerechnet werden. Außerdem würden auf die Reitplatzbetreiber enorme Kosten für die Entsorgung von möglicherweise gerade erst an-gelegten Reitplätzen zukommen, obwohl eine Gesundheitsgefahr noch gar nicht nachgewiesen werden konnte. Wenn es weitere gesetzliche Auflagen geben soll, dann wäre es sinnvoller, zunächst einheitliche, möglichst EU-weit geltende Kriterien festzulegen und vor allem zunächst, wie es das zuständige Ministerium bereits in die Wege geleitet hat, Inhaltsstoffe zu prüfen. Weiterhin sollte es selbstverständlich sein, dass ein ausgedienter Reitboden vor der Entsorgung zuerst auf seine Inhaltsstoffe hin überprüft und im Anschluss der geeigneten Entsorgung zugeführt wird.

So herum sollte man das Pferd aufsatteln, um im Sinne des Umweltschutzes, des Gesundheitsschutzes und auch der Wirtschaft zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen. Ansonsten kann ich am Ende nur sagen: Passen Sie auf, liebe Kollegen der Grünen, dass Sie Ihrem Namen als Verbotspartei nicht wieder einmal alle zweifelhafte Ehre machen.

(Zuruf von Norwich Rüße [GRÜNE])

In jedem Reiter einen vermeintlichen Umweltfrevler oder gar einen illegalen Müllentsorger zu sehen, entspricht jedenfalls nicht der Sichtweise der CDU in Nordrhein-Westfalen. –Herzlichen Dank.

(Beifall von der CDU und der FDP)


(Das vollständige Protokoll der Plenardebatte mit allen weiteren Redebeiträgen finden Sie im Internet unter www.landtag.nrw.de.)